Veröffentlicht: philatelie 257 , Januar 1997

Verfälschung eines Feldpostbriefes zum irrationalen Schnellbrief

 

Im Gegensatz zu Ganzfälschungen sind die Verfälschungen schwieriger zu erkennen. Es wird immer öfter versucht, Verfälschungen in betrügerischer Absicht an den Sammler zu bringen. Im Angebot eines Versandhändlers wurde dieser Brief als geprüfter Kurlandschnellbrief zum Preise von 1895,- DM angeboten. Ein aufmerksamer Sammler schöpfte jedoch Verdacht. Die Prüfung ergab auch ein ganz anderes Ergebnis. Schon das Äußere des Briefes ist im Vergleich zu den üblichen Briefen ungewöhnlich. Die Luftpostzulassungsmarke wurde 1945 in Kurland nicht benutzt, weil es keinen regelmäßigen Luftverkehr mehr gab.

 

Bei einem echten Brief wurde die Halbierung für Kurland wurde nicht mit dem Feldpoststempel entwertet, sondern durch Briefstempel vorausentwertet.

Der Absender hat die Feldpostnummer 12757 = OT (Organisation Todt) Einsatz Taman, jedoch in der Feldpostübersicht am 21.11.1944 gestrichen.

Der Briefstempel unten links auf dem Brief mit der Feldpostnummer 45024 = OT-Brückenbauleitung Bauer , am 19.5.1944 gestrichen. Also könnte eine Manipulation evtl. auch im Stempeldatum zu suchen sein.

Der Stempel über der Halbierung ist unrund. 

Das vergrößerte Stempeldatum läßt nur für den geübten Sammler Auffälligkeiten erkennen.

 

Vergrößerungen in weiteren Stufen bestätigen den Verdacht einer Manipulation am Stempel links und an einer Nachmalung bei der "5", die aus einer "3" gefertigt wurde. In einem Grafikprogramm ist es möglich, die Graustufen abzugreifen und durch eine andere Farbe zu ersetzen. Zuerst die dunklere Nachmalung in rot umgesetzt und dann wird der ursprüngliche Stempel im schwächeren grau durch die Farbe schwarz ersetzt. Jetzt ist es deutlich zu sehen:

Der Brief war korrekt im Jahre 1943 gestempelt und ist dann durch Beikleben der Halbierung und Änderung des Datums verfälscht worden.

 

Aber er war doch auch geprüft!               Sehen wir uns die Prüfzeichen einmal genauer an.

Die Farbe des Prüfzeichens stimmt bei "Dr. Dub" nicht! Beim Prüfzeichen "Mikulski" hätte ein "L" genügt.

Also beide Signen gefälscht!

Ein echtes Prüfzeichen bedeutet allerdings zig Jahre nach seinem Tod nicht immer einen Echtheitsnachweis des Beleges.

Dr. Dub hat seinerzeit keine Stempel geprüft, nur rückseitig die allerdings immer echte Halbierung signiert.

Das echte und fragliche "Dr.Dub" übereinander kopiert.

Fazit: Ein echter Brief eines OT-Mannes vom 31.März 1943 wurde zum Betrug umgearbeitet und mit falschen Prüfzeichen versehen.